vom Gestüt Deschenhof

 

Geschichtliche Hintergründe

Als 1732 der als sehr sparsam bekannte preußische Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I in Ostpreußen das Gestüt Trakehnen gründete, geschah dies weniger aus Liebe zum Pferd sondern aus dem Zwang heraus, für den expandierenden preußischen Staat und dessen Militär harte und leistungsfähige Remonten für die Kavallerie zu produzieren. Nicht zuletzt auch, um von teuren, ausländischen Pferdekäufen unabhängig zu sein.

Um diesen Anforderungen gerecht werden zu können, mußte der vorhandene, zumeist recht kalibrige Landschlag - oft neapolitanischer Herkunft - in ein leichteres, wendigeres und anspruchsloses Halbblutpferd umgezüchtet werden. Dies geschah nach und nach zunächst durch gezieltes Einkreuzen einiger orientalischer Hengste, die Härte, Ausdauer und Adel einbrachten.

Nachdem fast parallel die Konsolidierung des englischen Vollblutes begann, bediente man sich nunmehr vermehrt solcher Hengste, die das züchterische Bestreben nach einem leistungsbereiten, rittigen Militärpferd ergänzten. 

Vermutlich Orientalen und mit dem Vollblüter Pitt als Stammväter der ursprünglichen Trakehnerrasse anzusehen, sind die Hengste PERSIANER und sein Sohn SPINOLA, beides Porzellanschecken. 1759 in Trakehnen geboren, war Spinola der 20. Hauptbeschäler der Trakehner Geschichte.

Volker Westerich, Initiator der Interessengemeinschaft Trakehner Schecken,  verheiratet. 1943 in Hamburg geboren. Lebte ab 1956 insgesamt 7 Jahre im Vorderen Orient (Bagdad / Irak - Beirut / Libanon). Dort Besuch der amerikanischen Schule. Mitte der 60er Jahre Grafikstudium in Hamburg. Seit 1970 Wohnsitz in der Nähe von Stuttgart. Begann 1984 mit Ehefrau Gabi den Aufbau des Trakehner Gestüt Deschenhof.  Seit 1985 Recherchen über bunte Trakehner. 1986 / 87 Fahrt durch den Eisernen Vorhang ins kommunistische Polen. Wurde nach einwöchigem Suchen mit Ehefrau Gabi fündig und importierte 4 bunte Stuten, darunter den EVA-Abkömmling MANDALA. 1988 Erwerb und Import des Scheckhengstes REWANZ. Nach seinem Ableben durch Beckenbruch, noch im gleichen Jahr Import von weiteren 2 Stuten und wenig später dem Scheckhengst MAKAR. 1990 brennt das Gestüt bis auf die Grundmauern ab. V.Westerich und seine Frau retten alle Pferde aus den Flammen, darunter auch Hengst Makar, der beherrscht durch die Flammen springt. Da zunächst alle Anerkennungsbestrebungen, Schecken im Trakehner Verband anerkannt zu bekommen, fehl schlagen, gründet Westerich die "Interessengemeinschaft der Züchter und Freunde des Warmblutschecken Trakehner Abstammung". Ziel der Interessengemeinschaft ist es, das ostpreußische Kulturgut und die hippologische Rarität Trakehner Schecken zu retten, wieder einzugliedern und zu fördern. Wiederaufbau des Gestüts bis 1992. Nach langen, intensive Recherchen, sowohl die einfarbige Trakehnerzucht- als auch die "Bunten" betreffend, erfolgt mit den gewonnenen Erkenntnissen 1995 erneute Antragstellung beim Trakehner Verband in Form eines umfangreichen Gutachtens für 28 Schecken. Der neue Zuchtleiter LARS GEHRMANN (Ehrenmitglied der IG) reagiert positiv und besucht Volker Westerich auf dem Deschenhof. Hier wird 1996 eine Expertenrunde zur Lösung aller ungelösten Kriegs- und Nachkriegsauswirkungen vorgeschlagen, zu der auch Volker Westerich eingeladen wird.  Allen Vorschlägen der IG wird stattgegeben und die ersten 3 Scheckstuten bereits im gleichen Jahr in das HStB eingetragen. Heute muss man nicht mehr Bange um die Fortführung der ostpreußischen Scheckentradition sein.

 Er deckte von 1764 bis 1780 und galt als einer der besten Beschäler seiner Zeit. Der recht renommierte Scheckhengst brachte dem Gestüt nicht nur große züchterische Erfolge, sondern auch sehr viel Geld ein. Da die Beliebtheit bunter Pferde an den prunksüchtigen europäischen Höfen geradezu boomte, wußte man dies in Trakehnen geschickt in Golddukaten umzumünzen und belieferte die Fürsten und Königshäuser Europas mit den gescheckten Kindern des Spinola. So kaufte der russische Fürst Potemkin einen Paradezug von 9 Spinola Söhnen und einen ebensolchen Zug Spinola Töchter erwarb der polnische Fürst Radziwill.

Auch Friedrich der Große liebte bunte Pferde. Ein Gemälde zeigt ihn auf einem Tigerschecken sitzend und einen ebensolchen schenkte er seinem Freund und General von Seydlitz.

Wie uns überliefert ist, war auch Kaiserin Elizabeth (Sissy) von Österreich  eine leidenschaftliche Freundin bunter Pferde. 

Das Gemälde zeigt einen Tigerschecken aus ihrem Besitz.

 

 

 

 

Hans Joachim von Zieten,

preußischer Reitergeneral. Enstammte einem kurmärkischen Uradelsgeschlecht. Geboren in Wustrau bei Ruppin 24.5.1699, gestorben 1788 in  Berlin. Von Zieten wurde nach rascher Laufbahn in einem Dragonerregiment 1741 Oberst und Chef der Leibhusaren Friedrichs des Großen. 1745 avancierte er zum Generalmajor. Bekannt wurde sein Ritt im 2. schlesischen Krieg mit seinem Kavallerieregiment durch die österreichische Stellung in Oberschlesien. Im Siebenjährigen Krieg bewährte er sich vielfach und entschied 1760 den Sieg bei Torgau.

Viele Spinola Töchter wurden in Trakehnen, aber auch in mehreren preußischen Land- und Privatgestüten einrangiert. Seine gescheckten Söhne POMPEJUS und MENTOR wirkten ebenfalls mit viel Erfolg als Hauptbeschäler in Trakehnen. Mentors bunte Tochter POMMERANZE wurde sogar Mutterstute in  Trakehnen. Der sichtbar nachhaltigste Erfolg des Scheckhengstes Spinola dürfte indessen sein,daß sein Blut nachweisbar in den Adern aller Trakehner Pferde unserer Zeit fließt, denn welcher Trakehner hat nicht den Beberbecker OPTIMUS im Pedigree ? Ein weiterer ausgezeichneter Scheckhengst, HUA EMBARC, wurde 1790 nach Trakehnen geholt. Stallmeister Wollny erwarb den 1783 geborenen, zirka 150 cm großen Pozellanschecken auf einer Ankaufreise in Spanien. Bis 1791 Hauptbeschäler im Friedrich- Wilhelm-Gestüt (Neustadt-Dosse), deckte er in Trakehnen bis 1802. Mit 18 Jahren wurde der erfolgreiche Scheckhengst schließlich als Landbeschäler im Litauischen Landgestüt eingesetzt. "Hua Embarc", so die Aufzeichnungen, "war ein Nationalspanier von der alten Rasse. Brav und voll Kraft, sehr schön von Figur und alles an ihm im schönsten Verhältnis. Lebhaftes Temperament, mehr Reit- als Kutschschlag". Nach Landstallmeister von Burgsdorff war er einer der 21 Beschäler, die von 1786-1808 dem gesamten Trakehner Gestüt am meisten genützt haben. 6 gescheckte Töchter von ihm wurden in Trakehnen und Bajohrgallen als Mutterstuten eingestellt. Insgesamt hinterließ HUA 103 Nachkommen, von denen eine große Anzahl Schecken waren. 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wohl eines der ältesten Fotos überhaupt (1890): Ostpreußischer Einspänner

Ostpreußische Scheckstute ALGETA

Auch wenn in Trakehnen selbst die Scheckenzucht bis etwa 1850 nachließ, verschwand die Farbzeichnung dennoch nicht gänzlich, denn vermeintliche Schimmel, die in Wirklichkeit verblaßte Schecken waren, brachten im Hauptgestüt nicht selten einige Bunte.

 

Zudem wurde die Farbzucht in den renommierten Privatzuchten Ostpreußens über alle Jahrhunderte hinweg "gehegt und gepflegt" so daß den Liebhaberwünschen nach Schecken z.B. für Prunk- und Paradezwecke jederzeit entsprochen werden konnte.

 

 

 

 

 

Immer wieder Bedarf nach Schecken hatten das berühmte Ohlauer Trompeter Husaren Regiment, das einzige preußische Kavallerieregiment, das mit Schecken beritten war .                             

Fotos Ernst Bilke

 

 

Nach einem halben Jahrhundert Pause in Trakehnen, wurde mit der 1895 in Russland geborenen Scheckstute EVA (v. Jalantusch Khan a.d. Kukschen) 1899 in Trakehnen erneut die Farbzucht begonnen. Die Rappscheckstute hatte ein Stockmaß von 149 cm. Die sehr fruchtbare Eva brachte von 1900 bis 1918 fünfzehn lebende Fohlen darunter acht Schecken. Vier von ihnen wurden als Mutterstuten in Trakehnen einrangiert und ihr Sohn - "Evas Sohn" - als Landbeschäler zur Zucht zugelassen. Warum statt eines durchgezüchteten Schecken aus den renommierten Privatzuchten die rassefremde Eva aus Russland bevorzugt wurde ist nicht bekannt. Eva (links) und ihr Rappscheck Stutfohlen Edeltraut

 

 

 

Foto: Trakehnen

 

 

Kaiser Wilhelm II - wie hier zu sehen ist, hatte der Deutsche Kaiser offensichtlich ein großes Faible für Bunte Pferde. Der Schecke den der Kaiser auf beiden Fotos reitet, könnte durchaus ein Trakehner sein, denn 1906 boomte es in Sachen Schecken reichlich in Ostpreußen und auch Trakehnen hielt sich einige bunte Mutterstuten zu der Zeit. Warum sollte Kaiser Wilhelm auch andere Schecken als die des ostpreussischen Gestüts Trakehnen reiten, das von seinem Vorfahren, dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I gegründet wurde.




 

 

 

 

Wer hätte das gedacht - Kaiser Wilhelm liebte das Besondere - er mochte Schecken !  

 

 

 

OSTPREUSSENS PRIVATZUCHTEN

Fürstenhaus zu Dohna-Schlobitten
Die kontinuierliche Fortführung der Scheckenzucht in Ostpreußen lag stets in den Händen einiger weniger privater Scheckenliebhaber. So wird schon 1698 von Schecken in den "Stutereyen" des Fürstenhauses zu Dohna-Schlobitten berichtet. Es ist anzunehmen, daß das Fürstenhaus die älteste Farbzucht Ostpreußens besaß. Vermutlich ging die Dohnasche Zucht auch auf Spinola und Hua Embarc zurück. Leider ist dies nicht mehr überprüfbar, da die privaten Zuchtbücher im II Weltkrieg verbrannten. Ein einmaliger Beweis jedoch für die lange Scheckentradition des Fürstenhauses, ist die aus ihrer Zucht stammende, 1902 geb. Rappscheckstute "Radieschen", die 1905 als Mutterstute in Trakehnen einrangiert wurde und deren überlieferte Abstammung uns über 7 Generationen hinweg in die Nähe der Kinder und Enkelkinder von Spinola und Hua Embarc führt und damit in die Gründerzeit Trakehnens. 
Von Kobylinski / Korbsdorf
Nicht minder berühmt war die Scheckenzucht der Familie v. Kobylinski in Korbsdorf, die seit 1870 reingezogenen, edle, warmblütige Schecken züchtete. Sie waren bekannt für Adel, Schönheit, Trockenheit und Gang und waren das, was man sich unter einem edlen Ostpreußen vorstellte.
Fuchs-Scheckwallach Hans im Alter von 23 Jahren v. Kobylinski Zuchtstute Octavia
Dieser uralten Scheckenlinie entstammte auch der Korbsdorfer Scheckhengst ARRAS, dessen Urenkelin CORNELIA nach dem Krieg zur Stammutter fast aller polnischen Schecken werden sollte. 
 

Von Knobloch - Friedrichsburg

Staatsprämienstute Braunsberg mit dem Hengstfohlen APART

 

 

 

Aufnahme: Ernst Bilke

Auch die Familie von Knobloch in Friedrichsburg, bei Königsberg, zählte seit etwa 1910 zu den passionierten Scheckenzüchtern. Hier wurde auch die überaus erfolgreiche Rappscheckstute BRANDUNG v. Eva's Sohn gezogen. Eine Tochter der Brandung, die 1936 gezogene BRAUNSBERG v. Tarquin, erhielt sogar eine Staatsprämie. Sie brachte 1940 den Scheckhengst APART, der als einziger Nachkomme der Trakehnen-Eva den Krieg überlebte und durch seinen Einsatz in der polnischen Landeszucht die Eva-Linie erhalten konnte.
 

Ein Foto des ausgewachsenen Scheckhengst APART noch in Ostpreussen bei der Familie v. Knobloch. Er wurde dort für 7500 Reichsmark verkauft, wie der Rückseite des Fotos zu entnehmen ist. Herzlichen Dank an Frau Sybille von Knobloch, die in Kanada lebt.

Von der Goltz / Kallen

Bekannt  auch die Familie v.d.Goltz als Züchter edler Ostpreußen und Schecken. Aus dieser Zucht ging der 1936 geborene, 160 cm große Rappscheckhengst HAUSMEIER hervor, der von Trakehnen für das Landgestüt Rastenburg angekauft wurde, wo er ab 1940 wirkte. Leider fehlt über seinen Verbleib nach dem Krieg jedwede Spur und auch Nachzucht ist nicht bekannt geworden.

Familie Schulze Puspern

Scheckenliebhaber war auch die Familie Kaeswurm-Schulze aus Puspern. Ihnen gelang es als einzige eine handvoll Schecken in den Westen zu retten darunter die Rappscheckstute KARIN, deren Tochter noch 3 Scheckfohlen brachte, als letztes den Rappschecken SCHILL II, der unter dem Springreiter E.H. Cuepper im großen Sport Furore machte. Neben zahlreichen S-Erfolgen im In- und Ausland errangen beide 1970 in Belgien den Meistertitel der ländlichen Senioren. Auch vorher wußte der 175 cm große Schill zu glänzen, als er mit Cuepper in Antwerpen eine 1.90 m hohe Mauer übersprang. Leider wurde mit Schills Kastration  das endgültige "Aus" der deutschen Nachkriegsschecken Trakehner Abstammung besiegelt, zu dem ging der Zucht wertvolles Spring-Genpotential verloren.

Bekannte und unbekannte ostpreußische Schecken bis 1945

Schon 1914 war Wachtmeister Weiss sportlich unterwegs mit seiner Trakehner Scheckstute "ZITHER"

Der Name dieser jungen Dame: Helga Gohde - Köhler, Ehefrau des Hippologen H.J. Köhler

Die berühmten Zirkus Hengste Tuerkis 

und Rubin

Unbekannter Schecke aus Ostpreußen

Der Landbeschäler Hausmeier

 

 

Eine äusserst seltene Form der Scheckung, von Ernst Bilke 1944 aufgenommen

Trakehnens Schecken nach 1945 in Polen

Wenn wir heute wieder an die uralte Scheckentradition Ostpreußens anknüpfen können, so ist dies unbestritten das Verdienst polnischer Gestüte und Privatzüchter, die die Scheckfarbe über alle Jahrzehnte erhalten haben. Nur 2 Schecken aus Ostpreußen fanden Eingang in die polnische Zucht: CORNELIA, v. Cornelius/Nana Sahib, a.d. Islamitin/Flora, und APART, v. Akrobat, a.d. Braunsberg, (Brandung / Eva's Sohn / EVA). Was aus den vielen weiteren Schecken Ostpreußens wurde, war auch trotz aller Recherchen in Polen nicht mehr zu erfahren.

Noch bis 1987 wurde angenommen, daß die Eva - Linie den Krieg nicht mehr überlebt hat. Als Gabi und Volker Westerich 1987 in das damals kommunistische Polen fuhren und schließlich auf einer einwöchigen Tour kreuz- und quer durch die westpolnischen Provinzen zufällig bei einem Bauern eine äußerst typvolle Rappscheckstute entdeckten und erwarben, stellte sich nach Erhalt des Abstammungsnachweises aus Warschau heraus, daß die Stute von Apart abstammte, womit der Beweis erbracht werden konnte, daß die Eva-Linie doch überlebt hatte. Spätere Recherchen ergaben, das APART offensichtlich nur Nachkommen in der Landeszucht produziert hatte, darunter lediglich 2 Scheckstuten: ANITRA und MILKA. 4 Hengstnachkommen dieser Stuten befinden sich in Deutschland, leider mit z.T. unvollständigen Pedigrees oder mit hannoverscher "Einfärbung": AZTEK, a.d. Amazonka, v. Alarm, ALBANO, a.d. Malina, v. Alarm, DESEN, a.d. Maciejka und GNIEWKO, a.d. Mimoza. Ein weiterer Hengst steht in den Niederlanden, MECENAS, a.d. Maciejka. 

Lediglich die Stute MANDALA, v. NIL, a.d. Malina hat ein Pedigree, das die Möglichkeit für die Nachzucht eröffnet, als Trakehner eingetragen werden zu können, da sie keine Hannoveraner Ahnen besitzt. Warum APART keine Nachkommen in der polnischen Staatszucht hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Diese Ehre kam jedoch der braungescheckten Stute CORNELIA zuteil, die Stammutter fast aller polnischen Schecken Trakehner Abstammung wurde. Ihre Scheckung geht auf die Schecken der uralten Zucht derer v. Kobylinski zurück. Von 11 lebenden Fohlen brachte sie allerdings nur 3 gescheckte, KORPORAL, über den nichts weiteres bekannt ist sowie die in Liski geborenen braungescheckten Beschäler CORNELIUS (Bunte Kinder: CELIX, ILUZJA, RETINA, MARKIZA, GONDOLA, ALINA) und DON CORNELIUS (Bunte Kinder: GASAWA, DRACENA, ALINA). Während Don Cornelius im wesentlichen seine Farbe über seine Tochter GASAWA weitervererbte, die mütterlicherseits hannoveraner und pommersches Blut besitzt, konnte der Polarsternsohn Cornelius seine Scheckung über seinen bunten Sohn CELIX sowie dessen Sohn FELIX, der in ganz Polen, zumeist in der Landeszucht eingesetzt wurde, weitergeben. Von größter Bedeutung, insbesondere für die Schecken ostpreußisch Trakehner Abstammung, wurde seine in Razot gezogene, braungescheckte Tochter RETINA, a.d. Rutyna, v. Kiejstut, a.d. ROZWODKA. Sie ist als Stammutter aller Razoter und Wielkopolska Schecken anzusehen. Von ihren vier gescheckten Töchtern war die 1959 geborene Rappscheckstute RECESJA am erfolgreichsten. Sie lieferte von dem Vollblüter NEMROD xx nacheinander gleich 3 bunte Beschäler: REWIR, REWANZ und RECITAL. Von den Vollbrüdern wurde Rewir der ganz große Vererber. Ein Großteil aller polnischer Schecken Trakehner Abstammung führt seinen Namen im Pedigree. So auch der Trakehner Schecke MAKAR (Gestüt Deschenhof), dessen Töchter ROXY-MUSIC, CHARISMA und KONFETTI (Gestüt Deschenhof) im HStB des Trakehner Verbandes eingetragen ist, ebenso, wie die Makar Halbschwester MALWINKA ( Gestüt Deschenhof) und NIL, der für Polen, aber auch Deutschland einige gekörte Söhne brachte. Die Niltochter BOLONIA wurde als erste Scheckstute in Deutschland in das HStB des Trak. Verb. eingetragen. 

 

 
Fotos J. Christen

Der "andere" Trakehner, Braunschecke, geb. 2.11.86  Stockmaß: 165 cm, gekört im ZfDP. HLP-100 TT 1991 bestanden. Nicht mehr im Deckeinsatz. Seine Abstammung entspricht den Bestimmungen des Trakehner Verbandes. Mehrere Töchter des Hengstes wurden in das HStB des Trak. Verb. eingetragen. Eine Tochter in das HStB der amerikanischen ATA. Die Nachkommen unseres Hengstes zeichnen sich überdurchschnittlich durch sehr schwung- und typvolle Fohlen aus. 

Ein Pedigree mit Zuchtgeschichte

SZASZER Karkas Elew Grzesznik v. Portius / Ararad Trak 
Eljopa v. Celsius / Hirtensang Trak
Komosa Ditto v. Polarstern / Astor Trak
Konchita v. Hidalgo / Hofmarschall Trak
Szari Priz xx Raufbold v. Oleander / Prunus xx XX
Palestina v. Part Four / Poltava xx XX
Szarotka Hiram v. Hunnenkönig / Hutten Trak
Singaria v. Pulverturm / Pack An Trak
 

 

MALWA

 

 

Rewir Nemrod xx Aquino xx v. Tornado / Tourbillion xx XX
Nutria xx v. Turysta / Bellini xx XX
Recesja Baron v. Hunnenkönig / Hutten Trak
Retina v. Cornelius / Polarstern Trak
Manitoba Uskok Szeczin xx v. Tiberius / Foxlaw xx XX
Urna v. Ostpreusse Trak
Manilla Dreibund v. Drusus / Pirat Trak
Mamra v. Sohn / Maczuga xx Trak

 

 Eigentlich ist an unserem Trakehner alles ein bißchen anders, seine gediegen bunte Jacke, sein Kopf mit den zweierlei Gesichtern, seine imposante, athletische Erscheinung, seine Nervenstärke, sein menschbezogenes Wesen, seine elastischen Bewegungsmöglichkeiten und die Tatsache, daß ein reinblütiger Trakehner auch ein Schecke sein kann. Lassen Sie uns eine Reise durch Makars Ahnengalerie machen, die zugleich auch eine Reise durch die Historie des Trakehner Pferdes ist und überdies aufzeigt, daß der Hengst  sowohl auf der Mutter- als auch auf der Vaterseite über Generationen hinweg leistungsgezogen ist. 

Wir starten die "Reise" mit seiner Mutter Malwa, Mutterstute im Hauptgestüt Razot / PL, die uns über ihre Mutter Manitoba - polnische Militarychampionesse - und deren Mutter Manila, Pardubitz Gewinnerin, in direkter Linie zu der Vollblüterin, Maczuga xx führt. Maczuga entstammt der Vollblutfamilie 4 und geht auf so berühmte Pferde wie Tempete xx - oder die auf allen Rennbahnen der Welt ungeschlagene Kinczem xx - zurück. Mit Manila begegnet uns das Blut des Ostpreußen Dreibund, der über seinen Vater Drusus (v. Pirat / Tempelhüter) und dessen Mutter Die Zuversicht zu dem  berühmt- berüchtigten, weil sehr schwierigen Master Magpie xx führt, einen sehr bunten irischen Vollblüter, der vermutlich ein Schecke war, aber nicht als solcher eingetragen wurde.   

"Master" galt als einer der besten Hauptbeschäler Trakehnens und war ein exzellenter Leistungsvererber von international erfolgreichen Spitzenpferden, wie z.B. Posidonius (unten über dem Wassergraben)
Master Magpie zeugte überdies den legendären Cancara, dessen Blut in fast jedem Nachkriegstrakehner fließ.

 

 

Fotos Pferdemuseum Verden

Makars Scheckfarbe wurde ihm von seiner Mutter vererbt und kann über seinen im Springsport erfolgreichen Großvater Rewir, dessen Mutter und Großmutter Recesja und Retina sowie den Polarsternsohn Cornelius und dessen Mutter Cornelia bis nach Ostpreußen zurückgeführt werden. Cornelia war eine Tochter des berühmten Cornelius v. Nana Sahib, der u.a. so bedeutende Springpferde wie Nanuk hervorbrachte.  

Rewirs Großvater, der englische Vollblüter Aquino galt 1953 als bester 4 jähriger Blüter Englands. Er führt im Hintergrund Tourbillion xx, der auch im Pedigree des in der Trakehnerzucht so erfolgreichen Wirbelwind xx zu finden ist. Desweiteren führt uns der Scheckenstamm zu dem sehr geschätzten Kiejstut, dessen Mutter Igraszka die Duduck Söhne  Constabler und Schill zu Urgroßvätern- und den bekannten Birkhan xx zum Großvater hatte. Kiejstuts Vater war 316 Shagya X12 und stammte mütterlicherseits von dem geschichtsträchtigen Amurath Weil ab.

Foto Archiv IG Schecken

Nicht minder interessant auch die Ahnengalerie von Makars Vater Szaser (Aussprache Chasseur), polnischer Champion im Mächtigkeitsspringen, von dem dunkelbraunen, im besten Trakehnertyp stehenden Karkas abstammend, der über Grzesznik ( Ausspr. Tschessnik), dem herausragendsten Portius Sohn zu Ararad - Jagdheld und damit zu dem Perfectionist xx / Hirtensang Sohn Celsius führt, der für seinen idealen Charakter gerühmt wurde und sowohl unter dem Reiter als auch im Gespann brillierte. Schließlich begegnet uns der recht massige Hutten v. Ararad Sohn Hunnenkönig, ebenso wie der nicht weniger starkknochige, mit einem mächtigen Schulterblatt ausgestattete Trakehner Polarstern, von dem imposanten Graditzer Astor v. Wolkenflug (Rhamses xx). Beide Hengste haben die polnische Zucht entscheidend mitgeprägt. 

MIt dem Schlenderhaner Oleander xx, erfolgreichstes Rennpferd seiner Zeit, dazu noch Champion der Vatertiere 1935 und 1937 bis 1940, beenden wir die Ahnenreise in die schillernde Zuchtgeschichte eines nicht ganz gewöhnlichen Hengstes.

 

 

 

Der Rewir Vollbruder REWANZ, der 1989 an das Gestüt Deschenhof verkauft wurde, jedoch tragisch an einem Beckenbruch einging, lieferte in der polnischen Landeszucht  einen gekörten Sohn, den Braunschecken ALARM

Ausschließlich in der Landeszucht wirkte RECITAL als sogenannter "Bauernhengst", brachte jedoch auch einige Söhne, die vorallendingen in Deutschland zum Einsatz kamen. Neben 3 bunten Stuten lieferte eine weitere RETINA Tochter, die braungescheckte RETORTA die Beschäler RESOR und REX sowie die razoter Mutterstute Rewolta, deren Tochter RODEZJA  inzwischen im Trakehner Verband eingetragen wurde, ebenso wie ihre Tochter ROXY-MUSIC (beide Gestüt Deschenhof). Auch der in Deutschland gekörte Resorssohn KARABIN, reihte sich mit der Stute CHANELL ( beide Inselgestüt Christiansen ) als Lieferant gescheckter Nachkommen für das HStB des Trakehner Verbandes ein. Einen wachsenden Anteil, vorallendingen in den polnischen Privatzuchten, erfuhr der Braunschecke MARKIZ, der für kurze Zeit sogar in Janow Podlaski wirkte, jedoch danach ausschließlich als "Bauernhengst" eingesetzt wurde. Mit den 2 Generationen Abstammung von Markiz haben es Nachkommen allerdings schwer, in die Trakehner Reinzucht hineinzuwachsen. 

 

Die heutige Scheckenzucht in Polen

Nur wenige der heute aus Polen kommenden Schecken erfüllen die Voraussetzungen, die an einen HStB fähigen bunten Trakehner gestellt werden. Nachdem der deutsche Scheckenboom sich im "Produzierland" Polen, besonders nach der "Wende" herumgesprochen hat, wurde, vorallendingen mit "Bauernhengsten", die nicht staatlich zugelassen sind und keine HLP haben, mit z.T. eher minderwertigen Stuten eher vermehrt. Neben diesen Erscheinungen ist die polnische Warmblutzucht seit den 80er Jahren im Wandel. Stützte sich die Zucht vor dem im wesentlichen auf Pferde ostpreußischer und posener Herkunft, begann man seit dem einen Umzüchtungsprozess mit Hannoveranern und anderen Warmblutrassen westlicher Länder, der weiter voll im Gange ist und der auch vor den Schecken nicht halt machte. So stehen in den Hengstdepots Sierakow schon seit längerem hannoveranisch beeinflußte Scheckhengste, und auch in den einstigen Hochburgen der Schecken Trakehner Abstammung, Razot und Posadowo, sind Hannoveraner und Holsteiner eingezogen. Es ist durchaus nicht falsch, darüber nachzudenken, wann hier die letzten Trakehner hinter Hannoveranern im Pedigree verschwinden. Angesichts solcher Aussichten, haben die intensiven, jahrelangen Aktivitäten der Interessengemeinschaft sowie die geänderten Reinzuchtbestimmungen des Trakehner Verbandes große Bedeutung erhalten.

 

Die Neudefinition der Trakehner Reinzuchtbestimmungen

Nach fast 10 Jahren der Stagnation die Wiedereingliederung von Schecken betreffend, führte 1996 der 1. Vorsitzende unserer IG, Volker Westerich mit dem damals "fast neuen" Zuchtleiter des Trakehner Verbandes LARS GEHRMANN auf dem Gestüt Deschenhof ein sehr intensives Gespräch über die Scheckensituation und weitere Aspekte, vorallendingen  historische Hintergründe betreffend. Lars Gehrmann zeigte sich sehr aufgeschlossen und schlug vor, eine Arbeitsgruppe-Reinzucht einzuberufen, um mit den Zuchtexperten der Trakehner Zucht neben der Scheckenproblematik, auch sämtliche fragliche Abstammungen, die durch Kriegseinwirkungen entstanden waren, endgültig zu klären. Hierzu wurde auch Volker Westerich als Vertreter der IG eingeladen. Die Tagung fand im Herbst 1996 in Stuttgart statt. Anwesend waren:  Hans Brabenetz, Lars Gehrmann, Gaby Keller, Verena Neubert, Dr. Anton Pacynski, Erhard Schulte, Hans-Ernst Wezel, Volker Westerich und Karl Wilhelm

Die Ergenisse von Stuttgart im einzelnen:

Die Entscheidung, fragliche Abstammungen von Pferden die vor 1945 geboren wurden zu akzeptieren, basiert auf der Erkenntnis, daß die Interpretation der Reinzucht-Richtlinien in Ostpreußen nicht so streng ausgelegt wurde, wie nach dem Krieg vom Trakehner Verband. Der weitere Beschluß, Posener- und Westpreußische Pferde anzuerkennen, begründet sich wie folgt:

Die Westpreußische und Posener Zuchtbuchordnung war analog zu der in Ostpreußen.

Seit Beginn der Aufzeichnungen bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde zwischen Trakehnen und Ostpreußen sowie Westpreußen und Posen immer ein reger Blutaustausch betrieben. Von daher basieren diese Zuchten, die heute nicht mehr existieren, im wesentlichen auf ostpreußischer Grundlage

Fast alle durchgezüchteten alten posener Linien sind z.T. in der heutigen, weltweiten Trakehnerzucht verankert, wie z.B. in der Sabine Familie mit den vielen Toga Nachkommen sowie in den Mutterstämmen der Beschäler Bartholdy und Charly Chaplin

Hieraus resultiert, daß auch Wielkopolska Pferde, die diese Blutlinien in Verbindung mit den anerkennungsfähigen Ostpreußischen- bzw. Trakehner Limien sowie Vollblütern und Arabern aufweisen, vom Papier her eintragungsfähig wären. Pommersche- oder mecklenburgische Pferde, die auf hannoveraner Ahnen basieren, sind nicht anerkennungsfähig, ebenso wie alle nach 1945 auftretende Ahnen solcher Zuchtgebiete wie Holstein, Hannover, Oldenburg oder Westfalen.

Der Fortbestand der Scheckfarbe in der Trakehner Zucht hat 1996 einen Neuanfang erfahren. Hieran hat die IG-Trakehner Schecken einen nicht geringen Anteil gehabt, allen voran Volker Westerich der durch jahrelange Recherchen großartige Aufklärungsarbeit leistete, wobei die hilfreiche Unterstützung von Gaby Keller einen nicht geringen Anteil hatte. Auch wenn die Beliebtheit bunter Pferde dem Wandel der Zeit und der Trends ausgesetzt ist, wird die IG weiterhin bemüht sein, daß die Farbe erhalten bleibt, damit sich spätere Menschengenerationen ihrer ebenso erfreuen können wie von 1732 bis 1945 die Ostpreußen und heute wir.